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Nach Südwest-Louisiana zu den Cajuns

 

Aufgrund des Dokumentarfilms „working hard and spend it all“ von Les Blanc über ehemals französische Siedler im Mississippi-Delta bin ich 1975 mit einem Freund dorthin gefahren und wir wurden sogar “Ehrenbürger” in Ville Platte, weil wir uns so gut auskannten in der Geschichte der Cajuns, zu einer Zeit als die noch die Ostfriesen der USA waren. „ Irgendwelche französisch sprechenden Deppen, die da in den Bayous sitzen oder in Städten wie Lafayette, Baton Rouge oder Tibodeaux und eigentlich gar keine echten Amerikaner sind“. Und dann diese Musik: Fiddle, Akkordion, Triangel, französische Kehlkopf-fais-do-do-gib-mir-noch-nen-whiskey-Gesänge. Eine Mischung aus Valse Musette, Bluegrass und Karibik.

Das alles hatte uns so fasziniert, dass wir damals im Oktober zur Zeit der größten „Erntedank-Feste“, wie Sauce-Picant-Festival, Crawfish-Festival, Frog-Festival u.s.w. dort runter fuhren und 3 Wochen Riesenspaß hatten.

Genau 25 Jahre später fuhr ich mit Angelika noch mal zu den Cajuns. Mittlerweile hatte sich der Wind total gedreht: Für alle US-Amerikaner war das im Laufe der letzten Jahre zu einem sehr beliebten, skurillem Reiseziel geworden. Darüberhinaus auch für Franzosen und French-Canadier. Da musste man jetzt hin – eine tolle Geschichte: Ein störrisches kleines Völkchen pflegt seine französischen Wurzeln und seine Kultur: Cajun-Food und Cajun-Music wurden zu einem weltweiten Begriff und das ehemalige „ Dumpfbacken-Gebiet“ wurde ein exotisches Reiseziel. Mississippi, Oysters, Bayous, Crawfish, Alligators, Zydeco, Gumbos und Boudin sind mittlerweile feste Begriffe im Zusammenhang mit Südwest-Louisiana.

2000 sind wir also nochmals hin. Hauptziel: „Festival International de Louisiane“ Ende April in Lafayette. Geflogen nach Houston, Texas. Auto gemietet und für ein paar Tage nach Galveston am Golf von Mexico. Sehr gut. Dann Richtung Louisiana. 2 Tage auf der Bolivar Penninsula of Texas: Herrlichster Atlantik, Pelikan-Formationsflüge, Stelzenhäuser, Birdwatchers Paradise. Sehr wild, sehr echt, sehr gut. Dann durch bis Breaux Bridge , „Capital of Crawfish“ und Heimat vom Mulates, world famous Cajun-Club und Restaurant mit täglich Live-Music. Hofbräuhaus im Cajun-Style! In Breaux Bridge fünf Tage in einer netten Hütte am Bayou Teche gewohnt. B&B. Spitze! Von dort immer zum Festival nach Lafayette. 5 Tage Superprogramm! Bands aus vielen französisch sprechenden Ländern: Burkina Faso, France, Mali, Cameroon, Cap Verde, Morocco, Canada, Bands aus Jamaika, Brasilien und Belize aber natürlich auch unzählige Cajun-, Blues-, Country- und Zydeco-Bands aus Louisiana und Texas. Ein tolles Festival: Alle Konzerte „for free“, Getränke und Essen vielseitig und günstig. Jeden Tag volles Programm auf 5 Bühnen. Nicht zu überlaufen, nur nette Leute, immer gute Stimmung, immer gutes Wetter und keine Touristen. Louisiana pur! Dieses Festival hat uns viel besser gefallen, als 1 Woche später das große, berühmte „Jazzfest“ in New Orleans, trotz Riesen-Acts wie John Hiatt, Lenny Kravitz und Jimmy Cliff – die restlichen Bands waren mehr oder weniger die selben wie in Lafayette. Außer viel Musik gab es natürlich noch einiges mehr: Lake Martin, Atchafalya, tolle Austern, Etouffee-Festival in Arnaudville, viele nette Begegnungen, Crabs und Crawfish bis zum Abwinken, Avery Island, Nottoway Plantation und Oak Alley, Mississippi und natürlich New Orleans. Alles in allem: Tolle Reise in eine ganz spezielle Ecke der USA. Fröhlich, exotisch, kulinarisch und voller Überraschungen.